Performative language in Bertolt Brecht’s Life of Galileo. Didactic reflections on dialogue and interpretation

Es gibt heute eine ganze Reihe von Publikationen zum produktiven Umgang mit Theater, aus denen sämtlich hervorgeht, dass das theatrale Lernmedium längst nicht mehr nur im Mutter- oder Fremdsprachenunterricht seinen angestammten Platz hat, sondern auch in der Didaktik des Dialogdolmetschens. Auffällig ist dabei, dass nicht der theatrale Text, sondern die theatralen Techniken eingesetzt werden, um die Studierenden für einen besseren Umgang mit komplexen Sprachsituationen zu sensibilisieren. Nicht wegen seines literarischen Textsubstrats, sondern wegen seines Spielcharakters hat sich das Theater zum relationalen Medium par excellence entwickelt. Tatsächlich ist das Theater eine ebenso formgebende wie formbare Gattung, deren Formbarkeit allerdings die Gefahr birgt, andere Komponenten wie beispielsweise den Text in den Hintergrund rücken zu lassen. Der hier gewählte Ansatz grenzt sich von dieser Tendenz deutlich ab: Durch seine doppelte Ausrichtung auf einen spezifischen Theatertext und auf die prosodische Komponente wird eine ganzheitliche Perspektive eingenommen, die nicht nur der Sprache, sondern auch dem gestischen Moment der dialogischen Interaktion Rechnung trägt.